Was geschieht bei einer Revision

Was geschieht bei einer Vollständigen Reparatur?

Der erste Schritt:

Bei einer Revision, vollständigen Überholung, Komplettreparatur oder wie auch immer genannt, wird die Uhr zunächst von einem Fachmann, in der Regel einem Uhrmachermeister, genauestens inspiziert, die Schäden (Schäden durch eingedrungene Feuchtigkeit, ausgeschlagene Lager, Riefen in den Radzapfen, …) und der Umfang der Revision, sowie die für die Revision benötigten Ersatzteile festgestellt. Für diese anspruchsvolle Tätigkeit ist eine entsprechend hohe Qualifikation von Nöten.


Der zweite Schritt:

Es erfolgt eine gründliche Besprechung des nötigen Umfanges der Revision mit dem Kunden. Danach wird die Uhr aus dem Gehäuse ausgeschalt. Hierbei muß mit äußerster Vorsicht gearbeitet werden um Schäden am Gehäuse oder dem Werk zu vermeiden. Speziell bei Armbanduhren mit Glasböden sind Kratzer oder Grate an Schraubenköpfen oder Platinen später sichtbar.


Der dritte Schritt:

Nun wird je nach verwendeter Reinigungsmethode das Werk komplett in seien Bestandteile zerlegt und in sog. Reinigungskörben in eine Ultraschall-Reinigungsmaschine oder Zerlegt-Reinigungsmaschine gelegt oder bei Reinigungsmaschinen mit Vibrations-Reinigung werden die Werke in sogenannte Werkhalter für nicht zerlegte Uhren eingesetzt.

Die Uhren werden nun, bei beiden Methoden gleich, erst in einer Reinigungslösung gründlich gereinigt. Dabei werden alte, verkrustete Öle und Fette gelöst und ausgespült. Auch Korrosionsrückstände werden zum einem großen Teil abgelöst.

Danach werden die zu revidierenden Zeitmesser in zwei bis drei Spülgängen nochmals gewaschen und Reste von Reinigungslösung sowie Öle, Fette und Verkrustungen abgespült.

Darauf erfolgt eine gründliche Trocknung unter Rotation in einer Heizkammer.


Der vierte Schritt:

Nachdem die Uhren nun gründlich gereinigt und trocken sind beginnt die eigentliche Revision. Es werden die defekten Teile ausgetauscht, Radlager erneuert, diverse Radzapfen rolliert (Rollieren = glätten durch Druckpolitur). Dies kann je nach Umfang der Reparatur durchaus sehr aufwendig sein. Hierbei muß darauf geachtet werden, daß der Durchmesser der Radzapfen nach dem Rollieren noch zur Bohrung im Radlager passt. Sollte die Lagerluft (das Spiel des Zapfens im Lager) zu groß sein, muß das Radlager ebenfalls ausgetauscht werden. Ist dieser Teil erfolgreich abgeschlossen kommt …


Der fünfte Schritt:

Hier werden die einzelnen Bestandteile wieder zu einem kompletten Werk zusammengesetzt. Ist das Räderwerk montiert, wird es auf freien Lauf geprüft. Es darf kein einziges Rad einen erhöhten Widerstand bieten, da sonst nicht genügen Kraft am Ankerrad ankommt. Hat die Uhr Zusatzfunktionen wie z.B. Kalender oder eine Chronographen Einrichtung, wird jetzt noch die Zusatzfunktion remontiert. Im nächsten Arbeitsschritt muß nun der sogenannte Gang (Ankerrad, Anker und Unruhe) der Uhr gesetzt, eingestellt und auf seine einwandfreie Funktion hin geprüft werden. Es müssen sowohl die Engrifftiefe der Ankerpalletten in das Ankerrad, sowie auf der anderen Seite die Hörner- und Messerluft zwischen Anker und Unruhe peinlich genau eingestellt werden. Die Spirale, ein Teil der Unruhe, muß genauestens nach Vorgaben des Herstellers justiert werden, da hierin ein großer Teil einer erfolgreichen Reparatur lieg. Die Genauigkeit, mit der die Spirale gerichtet werden muß, liegt nach Größe und Qualität der Uhr bei 1/100 mm. Dies ist, gerade bei älteren Uhren, nur mit guter, fundierter Ausbildung und einer gehörigen Portion Erfahrung möglich.


Der sechste Schritt:

Das Ölen ist ein sehr wichtiger Arbeitsgang. Es dürfen hier nur geeignete Öle verwandt werden. Für eine "normale" Armbanduhr benötigt der Uhrmacher schon vier bis fünf verschiedene Öle. Angefangen bei einem Remontierfett, für den Aufzug und die Zugfeder, über ein Öl mit sehr hoher Viskosität für langsam laufende Wellen mit hohem Lagerdruck, sowie z. B. "Esyntha Visco Lube", das für das Räderwerk, bis hin zum "leichten" Öl z.B. "Esyntha Synta Lube", für schnelldrehende Wellen wie es für die Unruhe verwandt wird. Die Ankerpalletten werden mit einem speziellen Fett mit sehr geringer Viskosität behandelt, da sich ein Öl zu schnell verflüchtigen würde. Ebenfalls gibt es noch eine ganze Reihe von Spezialfetten und Öle die nach Herstellervorgaben verwandt werden müssen. Es ist streng darauf zu achten, daß jedes Lager nur die Menge Öl erhält, die es baucht. Zu wenig oder auch zu viel ist schlecht. Ist die Ölmenge nicht ausreichend wird das Lager nicht ausreichend geschmiert, ist das Öl zu viel, kann das Lager das Öl nicht halten und es wird über kurz oder lang aus dem Lager austreten und an Stellen gelangen, an denen es nichts verloren hat.

Viele Schweizer Hersteller empfehlen das Epilamisieren diverser Werkteile. Dies soll die Ölhaltung verbessern und das sogenannte „breitlaufen“ des Öles verhindern.

Auch das Ölen ist einen entscheidender Arbeitsgang, der den späteren Gang der Uhr erheblich beeinflußt.


Der siebte Schritt:

Das Regulieren einer Uhr ist der abschließende Vorgang, bei dem die tägliche Abweichung, sowie die Gangsymmetrie der Uhr eingestellt werden. Zunächst wird die Uhr entmagnetisiert. Dies ist vor allem bei älteren Uhren ein elementarer Schritt, da ein eventuell vorhandener, remanenter Magnetismus keinen konstanten Gang der Uhr zuläßt. Ein remanent vorhandener Magnetismus kann bei Uhren die noch mit Stahlspiralen ausgerüstet sind, bis zum Stehenbleiben der Uhr führen. Moderne Uhren mit Nivarox-Spiralen sind hier weit weniger empfindlich.

Nach dem Entmagnetisieren ist das Einstellen der Gangsymmetrie notwendig. Dies stellt sicher, daß die Schwingungsweite der Unruhe von der Mittellage bis zum Umkehrpunkt und zurück zur Mittellage auf beiden Seiten gleich weit ist.

Dieser Arbeitsgang, sowie die darauffolgende Regulierung, werden mit Hilfe der Zeitwaage ausgeführt. Moderne Zeitwaagen sind in der Lage die Taktfrequenz (gemessen in Halbschwingungen pro Stunde z.B. 18.000 oder 21.600, …), die tägliche Abweichung, die Gangsymmetrie und die Schwingungsweite der Unruhe zu messen.

Bei der Regulierung werden Uhren in der Regel auf einen leichten (abhängig von der Qualität der Uhr) Vorgang eingestellt. Diese Regulierung ist nur eine Momentaufnahme. Die Zeitwaage kann weder die Trage-Gewohnheiten des Besitzers noch den Gang der Uhr über 24h berücksichtigen. Jedoch erfolgt die Regulierung der Uhr in der Regel in den vier Hauptlagen (Zifferblatt oben / unten, Krone rechts / unten – von hinten gesehen), so daß Lagefehler best möglich ausgeglichen werden können.


Der achte Schritt:

Eigentlich ist die Uhr ja schon fertig. Wirklich? Nein, nicht wirklich. Es fehlen noch das Zifferblatt und die Zeiger. Diese werden erst in einem der letzten Arbeitsgänge remontiert um einer Beschädigung möglichst vorzubeugen.


Der neunte Schritt:

Um der Uhr wieder neuen Glanz zu verleihen, muß nun noch das Band und das Gehäuse aufgefrischt werden. Dies geschieht in der Regel an der Poliermaschine. Hier werden grobe Kratzer abgeschliffen und poliert. Wenn nötig werden geschliffene Flächen nachgeschliffen. Soweit möglich werden auch die Gläser (nur bei Kunststoffgläsern möglich) poliert, so daß der Kunde wieder einen ungetrübten Durchblick hat. Mineral- und Saphirgläser können mit Werkstattmitteln nicht poliert werden. Diese Gläser müssen bei Bedarf ausgetauscht werden.


Der zehnte Schritt:

Jetzt alles fertig? Nein, noch immer nicht. Im vorletzten Arbeitsgang wird das fertig remontierte und regulierte Werk wieder in das Gehäuse eingeschalt. Bei diesem Arbeitsschritt werden nun, soweit nötig, auch die Dichtungen erneuert. Dies ist je nach Gehäusekonstruktion eventuell sehr aufwendig. Sitzt das Werk wieder in seinem Gehäuse, ist der Gehäuseboden verschlossen, wird die Uhr noch auf ihre Wasserdichtheit geprüft. Wenn die Uhr diese letzte Prüfung mit „Test bestanden“ ablegt, kann sie nach einem angemessenen Probelauf von einigen Tagen wieder an ihren Besitzer übergeben werden.


Der letzte Schritt:

Nun endlich kann die Uhr wieder ihrem Besitzer übergeben werden. Der Inhaber der Uhr erhält auf die Reparatur nun wieder eine Gewährleistung von 24 Monaten. Je nach Qualität der Uhr wird sie jedoch erwartungsgemäß wieder viele Jahre lang klaglos ihren Dienst verrichten.



Last not least:

Ich hoffe Ihnen mit dieser Darstellung einen kleinen Einblick in die Komplexität einer ganz einfachen Reparatur einer Uhr gegeben zu haben. Die Ausführung einer solchen Revision beansprucht je nach Umfang der Reparatur und der Komplikationen der Uhr mehrere Stunden. Auf Grund dieses Aufwandes läßt sich auch ein dreistelliger Euro-Preis für die Revision einer Uhr erklären.

Ganz klar ist auch, nicht jede Uhr ist es wert eine solche Reparatur durchzuführen. Bei einfachen Uhren ist es oft preiswerter, wenn die komplette Technik getauscht wird.

Die Herstellung und Prüfung der Wasserdichtheit ist aber in jedem Fall obligatorisch. Auch wenn ein Träger glaubt mit der Uhr nicht ins Wasser zu gehen, für Ihre Uhr spielt es keine Rolle, bei welcher Aktivität (Schwimmen, Baden, Hände waschen, Regen oder auch nur Schwitzen) die Feuchtigkeit eindringt. Sie schadet in jedem Fall, wenn sie eingedrungen ist.

Uhren sind kleinste mechanische Wunderwerke, welche nur dann störungsfrei arbeiten können, wenn sie durch ein wasserdichtes Gehäuse vor Umwelteinflüssen gut geschützt werden.